Die Wiesn kommt in großen Schritten näher. Der Freizeitblog hat sich mit einem Wiesnwirt-Experten unterhalten und Fragen gestellt, deren Antwort jeder schon wissen wollte.
Wie wird man eigentlich Wiesnwirt?
Jedes Jahr, nach dem Oktoberfest, kann man sich bei der Stadt München um dieses „Amt“ bewerben. Man bewirbt sich, muss aber auch von der jeweiligen Brauerei empfohlen werden und wenn man dann viel Glück hat, wird man von der Stadt genommen. Natürlich kommt es eher selten vor, dass ein Zelt frei wird und dann bewerben sich auch viele andere Gastronomen. Zuletzt eben mit dem Hippodrom und Sepp Krätz. Siegfried Able hat ja dann mit dem Marstall-Festzelt den Zuschlag bekommen.
Warum wollen denn so viele Wiesnwirt werden?
Das Oktoberfest in München ist quasi die Olympiade der Gastronomie! Das ist für einen Wirt, wie den Nobelpreis zu bekommen. Man ist für Tausende von Gästen da, versorgt pro Tag eine ganze Kleinstadt mit Essen und Getränken. Mehr geht eigentlich nicht.
Was macht einen guten Wiesnwirt aus?
Man muss die Fähigkeit haben, mit Menschen jeglichen Schlages zurecht zu kommen und dazu ein Top-Gastronom und Geschäftsmann sein. Dafür muss man sich durchsetzen können und in der Lage sein, einen Betrieb dieser Größenordnung zu führen. Das kann und will nicht jeder.
Die Frage aller Fragen… es ist ja immer ein großes Geheimnis, aber was verdient denn ein Wiesnwirt während des Oktoberfests?
Eigentlich ist das ganz einfach: Letztes Jahr wurden z.B. 7,5 Mio Maß Bier verkauft. Gehen wir mal nur von den 14 großen Zelten aus, sind das ca. 500.000 Maß pro Zelt. Rechnen wir noch ca. 100.000 Hendl dazu, kommen wir auf ca. 6 Millionen Umsatz, bei 10 Euro pro Einheit. Abzüglich Bedienungsgeld, Gehälter, Strom, Platzmiete, Wareneinsatz, Auf- und Abbau, sowie Lagerung des Zeltes bleiben vermutlich 3,5 bis 4 Millionen übrig, vor Steuern natürlich.
Wieso ist das Oktoberfest eigentlich nach so langer Zeit immer noch so erfolgreich?
Massen ziehen Massen an. Ich denke, wenn die Theresienwiese leer wäre, würde auch niemand hingehen. Zudem wird die Gastronomie immer besser und umfangreicher. Und die Wiesn ist weltweit bekannt. Es gibt Besucher, die um die halbe Welt fliegen, um das Oktoberfest zu erleben und das berühmte Bier zu trinken – die Wiesn ist und bleibt ein lebendiger Mythos.
Worauf freuen sich Wirte wie Toni Roiderer am meisten auf der Wiesn?
Ganz klar, den Einzug der Wiesnwirte. Das ist ein wunderbares Erlebnis. Jeder jubelt einem zu und freut sich, dass das Oktoberfest endlich wieder anfängt. Die Zeit der Vorbereitungen ist vorbei und es geht endlich wieder los.
Was hat sich über die Jahre auf der Wiesn verändert?
Früher gab es auf dem Oktoberfest nur Hendl, Bratwürstl und Schweinebraten. Mittlerweile haben viele Zelte auch ein Riesenangebot an internationalen Speisen. Die Auswahl ist einfach größer geworden, und auch Vegetarier und Veganer finden etwas auf der Speisekarte.
Früher spielten die Blaskapellen nur bayerische Lieder – werden die alten Wirte nicht manchmal nostalgisch, wenn Sie an die „gemütliche“ Wiesn von früher denken?
Natürlich war früher vieles entspannter. Früher trug kein Münchner Tracht, das war damals einfach nicht „in“. Man konnte kommen und gehen, wie und wann man wollte, man bekam immer einen Platz und kannte die Bedienungen, die auch mal Zeit für einen Ratsch hatten. Aber trotzdem hat die Wiesn auch heute ihren ganz eigenen Reiz.
Wirklich? Die Zelte sind überfüllt, viele kommen schon betrunken an und holen den Ballermann auf die Wiesn – macht die hemmungslose Kommerzialisierung das einstige Volksfest nicht kaputt?
Wir wollen, dass das Oktoberfest auf der Theresienwiese ein Großereignis von Weltformat ist, daher dürfen wir uns nicht ständig über die Schattenseiten beschweren. Wir haben durch ein offenes Europa heutzutage einen ganz anderen Ansturm. Und wenn Sie auch die Jugend mitnehmen wollen reicht eben nicht mehr nur die Blaskapelle von früher.
Nach der Wiesn ist vor der Wiesn: Das Oktoberfest 2016
Das 183. Oktoberfest geht vom 17. September 2016 bis zum 03. Oktober 2016. Dadurch, dass der Tag der Deutschen Einheit auf einen Montag fällt, hat das Oktoberfest 2016 einen zusätzlichen Tag. So wird 2016 gleich 17 Tage lang gefeiert.
Die „Oide Wiesn“ fällt 2016 aus, da zum Oktoberfest 2016 turnusgemäß das Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) stattfindet. Auf dem Gelände des ZLF wird aber das Festzelt Tradition 2016 in verkleinerter Form aufgebaut. Das 126. ZLF beginnt ebenfalls am 17. September, dauert aber nur eine Woche, also bis zum 25. September 2016. Das Festzelt Tradition bleibt aber bis zum Wiesnende geöffnet.
Und das sind die Erfahrungen einer Wiesnbedienung. Hier geht es zum Interview.
Welches Wiesn-Zelt paßt zu Euch?
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