Vor einigen Wochen wurde der Bierpreis für die 182. Wiesn zwischen 10,10 und 10,40 Euro für eine Maß festgelegt. Die Biergarten-Saison läuft schon auf vollen Touren und da trinkt man natürlich gerne mal eine kühle Maß. Zeit für ein wenig Bier-Wissen für Angeber. Natürlich wie immer, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.
Ein spezielles Bier nur für das Oktoberfest?
Logisch! Das Oktoberfestbier ist ein spezielles Bier, das nur zur Wiesn gebraut wird. Die Erlaubnis zur Herstellung ist den sechs großen Münchner Brauereien vorbehalten – denn auf dem Oktoberfest darf ja nur Münchner Bier ausgeschenkt werden. Das Wiesnbier ist aufgrund seiner höheren Stammwürze von mindestens 13,6 Prozent etwas stärker, enthält durchschnittlich etwa sechs Prozent Alkohol, und macht darum auch schneller betrunken und ist Ursache für die vielen Jammergestalten auf dem „Leichenhügel“ hinterm Hackerzelt.
Wer braut und wie viel?
Die 6 Münchner Brauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und das Staatliche Hofbräuhaus brauen zusammen rund 6,0 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr, das sind 600.000.000 Maß. Da kann man ganz schön lange im Biergarten sitzen. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 162 l liegt Bayern übrigens in Deutschland an der Spitze des Bierverbrauchs.
Obergärig oder untergärig?
Oft kommt ja am Biertisch die Frage auf, was denn der Unterschied zwischen obergärigem und untergärigem Bier ist. Der Hauptunterschied liegt in der Herstellung: Während der Gärung wird der Bierwürze Hefe zugefügt – entweder obergärige oder untergärige Hefe.
Obergärige Hefe bildet bei der Vermehrung sogenannte „Sprossverbände“. Die Hefezellen bleiben dabei verbunden und werden durch die aufsteigende Kohlensäure an die Oberfläche gebracht. Untergärige Hefearten bleiben nicht verbunden und sinken deshalb nach unten. Obergärige Hefe, wie sie für das Weißbier verwendet wird, verlangt eine Gärung bei Temperaturen um die 15 bis 20°C, wohingegen untergärige Hefe, wie sie z. B. für Pils verwendet wird, nur bei kühleren Temperaturen von 4 bis 9°C funktioniert.
Vor der Erfindung der Klimaanlage bestimmte daher das Wetter welches Bier hergestellt wurde: War es draußen kalt wurde untergäriges Bier hergestellt. War es warm, wurde obergäriges Bier produziert. Dies hat sich natürlich mit der Erfindung von elektrischen Kühlanlagen geändert.
Bei welcher Temperatur sollte Bier getrunken werden?
Die ideale Trinktemperatur liegt zwischen 7 und 9°C. Generell gilt, dass Bier weder zu rasch erwärmt noch abgekühlt werden sollte, da dies den Geschmack beeinträchtigt. Es empfiehlt sich also nicht, zu kaltes Bier unter warmes Wasser zu halten oder Bier in der Tiefkühltruhe Schock zu kühlen – überraschender Besuch und die Spontanparty bilden hier natürlich eine Ausnahme.
Wie viele Kalorien hat denn ein Bier?
Dass Bier zu den Genussmitteln gehört und sich auch gerne auf den Hüften absetzen, dürfte ja nun hinreichend bekannt sein. Aufgrund seiner Zubereitungsart mit Hopfen, Malz und den beim Brauvorgang entstehenden Hefen und deren Umwandlung in Alkohol entstehen im Bier relativ hohe Kalorienwerte.
- Hefeweizen 500 ml 260 kcal
- Export Bier 500 ml 205 kcal
- Lager Bier 500 ml 215 kcal
- Pils 500 ml / 330 ml 210 kcal / 139 kcal
Echte Biertrinker möchten auf den Genuss eines leckeren Bieres natürlich nicht verzichten, Allerdings sollte man sich beim Trinken stets bewusst sein, welche Menge an Kalorien man mit einem Bier aufnimmt. Vor allem wenn es dazu noch eine Schweinshaxn gibt. 😉
Und was ist Bockbier?
Alle Stark- bzw. Bockbiere haben einen Stammwürzegehalt von mindestens 16 Prozent, der Doppelbock sogar mindestens 18 Prozent.
Die “Stammwürze” beschreibt den Anteil gelöster Stoffe in der Würze vor der Vergärung, das sind Eiweiß, Mineralien, Vitamine und vor allem der Malzzucker. Da die Hefe bei der Vergärung den gelösten Zucker in Alkohol und Kohlensäure umwandelt, führt ein höherer Stammwürzegehalt auch zu einem höheren Alkoholgehalt.
Als Daumenregel für die Umrechnung von Stammwürze- auf Alkoholgehalt gilt: der Alkoholgehalt beträgt etwa ein Drittel des Stammwürzegehaltes.
So hat ein Bockbier in der Regel einen Alkoholgehalt von über 6 %, ein Doppelbock sogar über 7 Vol. % Alkohol.
Woher kommt das Radler?
Das Radler wurde vom Wirt Franz Xaver Kugler aus einer Notlage heraus erfunden. Die Kugler-Alm bei Deisenhofen war schon früh ein beliebtes Ausflugslokal. Als nach dem Ersten Weltkrieg das Fahrrad als Fortbewegungsmittel immer populärer wurde, ließ der geschäftstüchtige Wirt einen Radweg quer durch den Perlacher Forst zur Kugler-Alm anlegen. Diese Idee wurde von der Münchner Bevölkerung derart begeistert aufgenommen, dass an einem schönen Tag im Sommer 1922 mehrere Tausend Radler die Kugler-Alm gestürmt haben sollen – das Bier ging daher schnell zur Neige. Kugler wußte aber einen Ausweg: er mischte das restliche Bier je zur Hälfte mit der noch ausreichend vorhandenen Zitronenlimonade und verkaufte diese neue Mischung als “Radlermaß” mit dem Hinweis, dieses Getränk extra für die Radfahrer erfunden zu haben, damit diese nicht in Schlangenlinien nach Hause fahren mussten.
Und jetzt noch ein paar „Fachausdrücke“ für alle die neu in München sind
Biafuizl: Bierfilz oder Bierdeckel.
Helles: Helles Lagerbier. Traditionsreiche Bierspezialität in Südbayern. Wer am ersten Abend im Wirtshaus „ein Helles“ bestellt, gehört dazu und macht nichts falsch.
Hoibe: In Altbayern ein halber Liter Bier (meist à Helles), serviert im Krug oder Glas.
Keferloher: Ein 0,5 oder 1,0 Liter Steinzeugkrug. Der Ton isoliert und die glatte Lasur verhindert, dass sich die Kohlensäure vorzeitig löst: so bleibt das Bier lange kühl und frisch. Wird gerne beim Starkbierfest eingesetzt. Aber Achtung vor dem Unterschank.
Maß: Die Maß ist in Südbayern das Maß aller Dinge. Verbreitung: vor allem in Biergärten, auf Volksfesten und natürlich auf der Wiesn.
Noagerl: Der letzte Rest Bier im Krug oder Glas. Wird gerne verschmäht, wenn er lack, also abgestanden ist.
Noagerlzuzler: Bezeichnung für einen Menschen, der mit störrischer Hingabe am abgestandenen Rest in seiner fast leeren Maß nippt.
Preißn-Hoibe: Spott-Name für das Helle im 0,4-Liter-Glas.
Schnitt: „Mogst no a Bier?“ – „Naaa. Oder doch: bringst mir an Schnitt.“ Mit einem Schnitt klingt der gemütliche Wirtshausabend aus. Das Halbliterglas wird unter den Zapfhahn gehalten, dieser kurz und weit geöffnet: Das Bier schießt ins Glas, bis es halbvoll ist, darüber türmt sich allerfeinster weißer Schaum. Diese „halbe Halbe“ ist ein wunderbarer, typisch bayerischer Kompromiss aus „noch ein Bier“ und „kein Bier mehr“.
8. April 2016 um 19:28
Sehr interessante Zusammenfassung dessen, was das Bier ausmacht. Die nette Geschichte mit dem Radler kannte ich bisher nicht. Danke für den tollen Blogpost.